Es ist Montag Morgen. Der Wecker klingelt. Welche Woche ist heute? Habe ich heute Schule oder doch erst am Mittwoch? Ich checke meinen Kalender und stelle fest: Schule! Ok. Los!
Das heißt: Erstmal wird getestet. Mit den “Nasenbohrer-Tests”. Bin ich positiv, darf ich gleich mal meine Eltern anrufen, heimfahren und ab zum PCR-Test. Ich warte gespannt aufs Ergebnis. Glück gehabt – negativ. Also ich habe zwei Tage Schule vor mir, und die restliche Woche “Home Schooling” – von Zeit zu Zeit auch digitalen Unterricht.
Was ich freitags mache? Ich bin zuhause und muss ab 8 Uhr eingeloggt sein. Freitag muss ich 5 Stunden vor dem Computer sitzen und manchmal bleibt nicht einmal Zeit für eine Klopause, der nächste Lehrer wartet schon.
Natürlich muss ich meine Mitschriften erledigen. Eigentlich: ins Kastl starren und nebenbei mitschreiben, mitdenken und natürlich nichts vergessen. Aber wir sind ja multitaskingfähig, wie Erwachsene. Auch wenn ich erst 13 bin und noch als Kind gelte.
Von mir werden Kompetenzen, wie von Erwachsenen verlangt.
So habe ich mir das nicht vorgestellt. Mit Freunden darf ich mich nur treffen, wenn wir zufällig gemeinsam in der gleichen Klasse sitzen. Mit Maske. Ansonsten nur unter Einhaltung der Corona-Regeln draußen zu viert, vielleicht. Kein Fortgehen, kein Fußballspielen, kein Turnverein, kein Kennenlernen, keine Erste Liebe. Hin und wieder Sport, wenn es die 1000te Regel erlaubt. Solange es draußen geht und die Zahlen passen. Kontaktsport drinnen? No chance!
Mein Bruder ist in der Maturaklasse. Er hat mir am Abend folgendes erzählt: Seine Freunde aus der 8. hatten ein “super” Jahr bis jetzt. Kein Maturaball. Wer weiß, vielleicht wär’ er eh nicht hingegangen. “Ganz schön komisch wäre das gewesen, nach über einem Jahr zuhause plötzlich in einem Ballsaal tanzen”, sagt er. Hat ja sowieso keiner einen Tanzkurs machen können – Corona und so. Die Alten sagen immer “ist ja nur ein Jahr gewesen”. Ja, für sie vielleicht. Für mich hätte es ein schönes Jahr werden sollen. Ich wäre lieber als Ausgleich mit meinen Freunden unterwegs, am Sportplatz und so. Aber jetzt – ständig die Ungewissheit, ob man in Quarantäne muss oder nicht. Nicht mal ins Jugendzentrum kann man, maximal online. Besser als nichts.
Was ich nach der Schule machen werde? Ob ich die Schule weiter mache? Keine Ahnung. Überall hört man von den vielen Arbeitslosen, Kurzarbeit. Keiner stellt jemanden ein. Eine Lehre anfangen? Ohne Berufsmesse – nur digital den Betrieb kennenlernen? Keine Schnuppertage, Tage der offenen Tür? Online bzw. übers Telefon, fallweise dann doch Bewerbungsgespräch, wie soll ich mich entscheiden:
Wie ich mein restliches Leben verbringen werde? Also, welchen Beruf ich lernen möchte? Welches Ziel strebe ich an?
So habe ich mir das nicht vorgestellt. Es hat was von Perspektivlosigkeit.
Die Eltern einer Freundin von uns waren lang in Kurzarbeit. Hinten und vorn wurde das Geld knapp. Das wenige Ersparte war schnell aufgebraucht. Sieht so auch unsere Zukunft aus? Geprägt von der Angst überhaupt einen Beruf erlernen zu können. Angst vor Quarantäne und wer wegen mir noch in Quarantäne muss oder Corona bekommt? Wer steht mir zur Seite, wenn ich nicht ins Jugendzentrum oder meine Freunde treffen kann? Wenn zuhause alles drunter und drüber geht. Ich fühle mich hilflos, allein gelassen. Vergessen von unserer Regierung. So habe ich mir das nicht vorgestellt!
Das waren die lauten Gedanken meines Bruders. Ich habe Angst, dass es nicht besser wird und auch meine Zukunft unsicher ist. Jugendliche brauchen wieder eine Perspektive. Mit einer Ausbildungsgarantie würden wir einen Schritt in die richtige Richtung machen! Aber auch die psychischen und sozialen Auswirkungen werden immer größer. Es braucht mehr Hilfestellung für Jugendliche. Vor allem jetzt. Mit einem Corona-Konzept wieder Sport machen zu können, oder Freunde zu treffen, sobald die Zahlen es erlauben. Das wäre so wichtig. Ein Stück Normalität für unsere Jugend. Mit einem Konzept, dass in einer Pandemie niemanden unnötig gefährdet.
No responses yet